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Journalismus in der Echokammer

MCB

Journalismus in der Echokammer?

zum zweiten Mal hat der MedienCampus Bayern (MCB) zum Talk 5 vor 12 eingeladen. Zur Lunchtime am 24.2.2022 haben die Teilnehmer über das Thema Journalismus in der Echokammer? diskutiert. Aufgrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine hatte dieses Thema eine besondere Brisanz.

Prof. Dr. Jeffrey Wimmer, Professor für Kommunikation an der Uni Augsburg und Vorstand des MCB, moderierte das Thema und begrüßte als Referenten Thilo Kunzemann, Pressesprecher im europäischen Parlament mit Schwerpunkt Deutschland.

Er hat vielseitige Erfahrungen sowohl im Bereich der Social Media als auch seit 2018 als Pressesprecher.

Die These, dass sich der Journalismus in einer Echokammer befindet, wird von Thilo Kunzemann unterstützt. Doch er sieht es durchaus differenziert.

In einigen Ländern wie z.B. Ungarn oder Russland sind die Medien stark gleichgeschaltet. Bestimmte Themen können nicht mehr kommuniziert werden. Im Vergleich hierzu sieht Thilo Kunzemann die derzeitige Situation in Deutschland recht positiv.

Allerdings kann man feststellen, dass Berichterstattungen in deutschen Magazinen häufig sehr deutschlandorientiert sind. Es fehlt der Blick auf das große Ganze. Dennoch kann man hier nicht wirklich von einer Echokammer sprechen, da das Mediensystem sehr stark ausdifferenziert ist.

Über welche Medien kommuniziert das europäische Parlament in Deutschland?

Hier stehen die öffentlich-rechtlichen Medien im Vordergrund. Positiv beurteilt werden Rundfunksender, die besonderen Wert auf Information legen, wie z.B. der Deutschlandfunk. Private Sender haben in der Regel keine Korrespondenten und dadurch eine andere, nicht informationsorientierte Art der Berichterstattung. Spezifische Echokammern können hier am ehesten entstehen.

Die Reichweite öffentlich-rechtlicher Medien ist begrenzt, so hat der Deutschlandfunk lediglich 1,5 Millionen Hörer. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, ist eine Medienvielfalt wichtig, also auch die Beiträge privater Sender.

Die Konzentration der Berichterstattung aus dem europäischen Parlament auf bestimmte Bevölkerungsgruppen ist nicht unumstritten und so stellt sich die Frage, welche Strategie das europäische Parlament verfolgt, um auch andere Medien zu erreichen. Hier setzen ganz pragmatisch Budgets und Manpower Grenzen. Thilo Kunzemann ist sehr an einer Kooperation mit den Mitgliedern des MCB interessiert, um den Zugang zu privaten und lokalen Medien zu verbessern.

Man erlebt immer häufiger, dass Journalisten beschimpft und bedroht werden. Hierzu berichtet Thilo Kunzemann, dass es u.a. davon abhängt, für welche Medien man gerade arbeitet. Solange er für Social Media zuständig war, hat er negative Erfahrungen gemacht. Als Pressesprecher des europäischen Parlaments vertritt er alle Parteien und ist mit seiner persönlichen Meinung zurückhaltend. Somit hat er weniger Probleme mit diesen negativen Erscheinungen.

 Vielseitige Gefahren durch Fehlinformationen

 Ein verbreitetes Phänomen sind Fehlinformationen, die durch die journalistische Berichterstattung ausgeräumt werden müssen.

Allerdings bestimmt heutzutage auch die Zahl der Likes und damit der Response auf Informationen die Häufigkeit und Intensität der Berichterstattung. Aus kleinen, regionalen Themen können so leicht international beachtete Nachrichten werden. Es entstehen Themenblasen, die die Gewichtung der Informationen beeinflussen.

Markenkommunikation war ein weiterer Punkt in der Diskussion. Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, ihre Marken mit Werten zu unterlegen. Hier kommen in der Regel keine Journalist:innen zum Einsatz, sondern Marketingfachleute, die in Zusammenarbeit mit Influencer:innen, Markgengesichter prägen und politische Botschaften senden.

Algorithmen sind dafür verantwortlich, dass User gefilterte Informationen erhalten und so aus einem großen Bild immer nur einen kleinen Ausschnitt sehen. Dies hat positive und negative Seiten. Besondere Bedeutung bekommt in diesem Zusammenhang die Vermittlung von Medienkompetenz in den Schulen. 

Echokammern auf lokaler Ebene

Jeffrey Wimmer sieht auf lokaler Ebene große Echokammern. Er bezieht sich auf eine Analyse von Kurt Imhof: Journalist:innen orientieren sich sehr stark an den journalistischen Leitmedien. Diese stehen jedoch bei Studierenden an letzter Stelle, wenn es um künftige attraktive Arbeitsbereiche geht. Diversität und neue Konzepte sind notwendig, um junge Menschen zu erreichen, denn jede Generation hat ihre spezifischen Mediengewohnheiten.

Thilo Kunzemann kann sich eine Kooperation mit Mitgliedern des MedienCampus Bayern sehr gut vorstellen. Einerseits brauchen die Pressesprecher das Knowhow, in welcher Form private Sender Informationen benötigen, um diese aufzugreifen. Auf der anderen Seite gibt es für Studierende die Möglichkeit, an einer Journalistenreise nach Straßburg oder Brüssel teilzunehmen. Hierbei steht die Sensibilisierung des Journalistennachwuchses im Vordergrund. Es ist wichtig zu wissen, woher man seine Informationen bekomm

Im Nachgang stellt Thilo Kunzemann den Mitgliedern des MCB die folgenden Links zur Verfügung:

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