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SPECIAL Tutzinger Journalistenakademie: Von Datenphobie und der Rolle des Journalisten

MCB Mitglied

Von Nina Rittler

Die Podiumsdiskussion, moderiert von Prof. Volker M. Banholzer, drehte sich um die Erfahrungen von tickaroo Live-Ticker mit den neusten Entwicklungen und die Zukunft der Zeitungen bzw. Medienhäuser in Deutschland. Die Filter-Bubble-Thematik und Algorithmen, die für Personalisierung sorgen, waren ebenfalls Diskussionspunkte.

Zu Beginn plaudert Matthew Ulbrich von tickaroo Liveticker über die Entstehungsgeschichte aus dem Nähkästchen. Ulbrich berichtet im Verlauf der Diskussion von tickaroos Aufgaben als Plattformanbieter und welche Rolle Facebook dabei spielt.

Matthew Ulbrich im Interview mit Eleni Kofekidou. (Fotos: Sebastian Meyer)

Matthew Ulbrich findet, dass die Deutschen eine große Datenphobie haben. Tracking usw. sei vor allem kritisch bei Menschen, die sich nicht bewusst seien, dass ihre Daten gesammelt und verwertet werden. „Die Erziehung bei den Leuten ist da glaube ich noch nicht soweit“, so Ulbrich. Er fordert daher eine differenzierte Medienbildung.

Er konstatiert: „Ich glaube in zehn Jahren wird die Nutzung von Medien ganz anders sein. Da hat vielleicht keiner mehr ein Smartphone in der Hand.“ Denn das Thema Augmented Reality beispielsweise via Kontaktlinsen Overlays, werde stärker kommen. Selbstfahrende Autos mit Medieneinspielung auf den Fenstern – „total scary“, so Ulbrich, aber es gehe meistens schneller, als man denke. Man könne die Zukunft nicht aufhalten. Denn bei diesen technischen Entwicklungen müsse man die exponentielle Wachstumskurve beachten. „Wir werden das alles haben, diese Linsen, diese Brillen.“

„Der Journalist muss über seine Rolle neu nachdenken“

Prof. Volker Banholzer mit Chefredakteur Michael Husarek.

Michael Husarek, Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, macht in der Diskussion seinen Standpunkt deutlich: Auch die etablierten Medienhäuser müssen auf die jüngere Generation setzen – auch wenn der durchschnittliche Zeitungsleser etwa 66 Jahre alt ist. Um da die Brücke zu den jüngeren Usern zu schlagen, seien solche Applikationen wie Live-Ticker ein guter Weg. Problematisch sei aber: „Was uns noch nicht gelingt, ist aus dem digitalen Engagement Geld zu gewinnen.“

Volker Banholzer möchte wissen, ob das Thema User-Tracking bereits eine Rolle spielt. Michael Husarek berichtet: „Diesen Schatz haben wir noch nicht gehoben, da wir noch kein Tool haben, um genau zu tracken.“ Das sei allerdings ein großes Defizit. Wenn man in ein bis zwei Jahren soweit sei, könne man auch das Thema bezahlte Inhalte angehen.

Michael Husarek sagt dazu: „Ich bin der Meinung, dass Personalisierung schnell an seine Grenzen stößt. Ich denke, Inhalte zu kuratieren wird weiter unsere Aufgabe als Journalisten sein. Aber ein Algorithmus kann die Personalisierung durchaus elegant machen.“

Außerdem macht er klar: Das gedruckte Produkt ist für ihn immer noch Flaggschiff der kuratierten Inhalte und wichtig für Demokratiebildung. Trotzdem findet er: „Der Journalist muss über seine Rolle neu nachdenken. Viele leben da noch im Elfenbeinturm.“

Wie können Zeitungen eine jüngere Leserschaft für sich gewinnen? Und ist es realistisch und vor allem sinnvoll noch mehr Ausspielkanäle parallel laufen zu lassen?

Chefredakteur Husarek hat dazu eine klare Stellung: „Wir sind darauf zwar eingestellt, aber damit auch überfordert.“ Daher vernetzen sich die Nürnberger Nachrichten mit den Hochschulen der Region, machen dort viele Projekte (wie z.B. Autonomes Fahren oder Datenschutz). Der andere Weg sei, dass die Verlage endlich gemeinsam an solchen Projekten arbeiten sollten und nicht nur jeder für sich.

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